Die Brücke über die Drina
Ivo Andrić
Das Nobelpreiskomitee, das Ivo Andric den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1961 verlieh, betonte in der Begründung für diesen Preis die epische Kraft des Romans Die Brücke über die Drina, welcher im Jahr 1945 das erste Mal veröffentlicht wurde. Der Preis war mehr als berechtigt, denn Die Brücke über die Drina ist, wie ich meine, eines der scharfsinnigsten, klangvollsten und am sorgfältigsten konstruierten Werke der Prosaliteratur des 20. Jahrhunderts.
Weder existiert eine bessere Einführung in die Balkanforschung und ins Studium der osmanischen Geschichte noch kenne ich ein anderes poetisches Werk, das dem Leser in solch überzeugender Weise eine ihm unbekannte Zivilisation darlegt. Es ist ein gleichermaßen intellektuelles wie ergreifendes Abenteuer, die osmanische Welt von ihren grandiosen Anfängen bis hin zu ihrem endgültigen Zusammenbruch kennen zu lernen. Jede einzelne Episode klingt glaubhaft – angefangen mit der Rolle des Terrors bei der Stärkung der türkischen Macht auf dem Lande und endend mit der Bedeutung eines österreichischen Militärbordells für den Verfall der alten Sitten. Kein Anthropologe hat je über den Prozess der kulturellen Veränderungen so sensibel berichtet, kein Historiker konnte sich so erfolgreich in die Köpfe der Personen, mit welchen er sich beschäftigte, hineinversetzen. Kurzum, es handelt sich hier um eine ausgezeichnete Arbeit, um ein Meisterwerk einer ganz eigenen Art.
Deutsch von Ernst E. Jonas, überarbeitet von Katharina Wolf-Grießhaber
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